St.-Georg-Kirche im Mai 2016

 © Birger Schwarz

© Birger Schwarz / Kirchengemeine Meinerdingen 

© Birger Schwarz / Kirchengemeine Meinerdingen 

Finanzprobleme

Nachricht Meinerdingen, 11. März 2025

Finanzprobleme sind sehr „irdisch“

Gemeindehaus
Im Meinerdinger Gemeindehaus finden viele generationsübergreifende Veranstaltungen statt.

Schere zwischen Einnahmen und Ausgaben geht immer weiter auseinander / Trotzdem nach vorne schauen

Wenn die Mitglieder des Kirchenvorstandes und des Vorstandes der Stiftung „Lebendiges Meinerdingen“ zu einer gemeinsamen Sitzung zusammenkommen, dann muss auf der Tagesordnung schon etwas sehr Wichtiges stehen. Als Siiri Eggers ihre Ausführungen und Erläuterungen zum Thema „Finanzentwicklung der nächsten 2-3 Jahre“ beendet hatte, war jedem klar, dass es zeitnah um überlebenswichtige Entscheidungen für die Zukunft der Kirchengemeinde Meinerdingen gehen muss.

Wenn die vielen Besucher von nah und fern die musikalischen Grillabende auf der Kirchwiese, das Kirch Café oder die vielfältigen anderen Veranstaltungen in Meinerdingen besuchen, steht für sie fest: Hier ist die Welt noch in Ordnung. Das stimmt auch. Doch es ist eine Momentaufnahme. Die vielen ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer, die stets zupacken, um das Kirch- und Friedhofsgelände „in Form“ zu bringen und zu halten, die bei Veranstaltungen da sind, damit sich die Gäste wohl fühlen, bewirtet und unterhalten werden, für sie alle gilt, dass ihre Entlohnung unabhängig von Tariferhöhungen ist und sich nicht auf der Ausgabenseite niederschlagen. Ihr Lohn ist die große Besucherzahl, ab und an ein Lob oder Dankeschön. Doch das reicht auf Dauer nicht, um steigende Ausgaben und sinkende Einnahmen ins Gleichgewicht zu bringen.

Größte Einnahmequelle jeder Kirchengemeinde sind die Zuweisungen der evangelischen Landeskirche. Deren Höhe richtet sich nach den Einnahmen aus der Kirchensteuer und die wiederum ist abhängig, wie viele Menschen noch zur Kirche gehören und Steuern zahlen. Die Kurve geht seit Jahren runter. Für das vergangene Jahr kamen rund 50.000 Euro als Zuweisungen in Meinerdingen an. Die Prognose für 2028 sieht noch 41.000 Euro vor. Das wird dann vermutlich das erste Jahr sein, in dem die Zinserträge und Spendeneinnahmen der beiden Stiftungen der Kirchengemeinde Meinerdingen höher als die Zuwendungen „von oben“ ausfallen werden.

Steigende Personalkosten durch Tariferhöhungen und steigende Sachkosten bei gleichzeitig sinkenden Einnahmen werden nach heutigem Stand dafür sorgen, dass im Jahre 2028 (ist nicht ferne Zukunft, sondern schon in drei Jahren) eine Lücke von rund 38.000 Euro entstehen wird. „Wir müssen über Lösungen nachdenken, wie wir diese Finanzierungslücke schließen können“, schloss Siiri Eggers ihre Ausführungen.

In der Diskussion wurden erste Vorschläge erörtert, zu denen auch eine mögliche, sehr maßvolle Erhöhung der Getränke- und Speisenpreise bei den Grillabenden zählte, die lange nicht erfolgte. Wie sinnvoll das sein würde, machte eine Zahl im Bericht deutlich. Aktuell erwirtschaftet das Kirch Café, ganz speziell im Rahmen der Grillabende, ein Plus von jährlich 5000 Euro, Geld mit dem auch die Zukunft des Gebäudes gesichert wird und was so die Einnahmenseite verbessert.

„Wir werden alles auf den Prüfstand stellen“, kündigte Pastor Delventhal bei der Veranstaltung an. Dazu würden dann neben allen Ausgabenpositionen auch mögliche Einnahmen zählen. Und auch wenn es zu einer leichten Anhebung der Preise für die Besucher kommen müsse, „werden wir weiterhin sehr bürgerfreundliche Angebote und ein tolles, kostenloses Musikprogramm bieten“, hob der Pastor hervor und unterstrich eines der Alleinstellungsmerkmale der Kirchengemeinde Meinerdingen.

Und noch etwas machte Delventhal mit Blick auf ein großes und teures Vorhaben in der Kirchengemeinde deutlich. Auch wenn die Finanzen und die Zahl der Gemeindemitglieder rückläufig seien, müsse man in die Zukunft schauen. „Wir haben uns immer um gesunde Finanzen gekümmert, darum sind wir jetzt in der Lage bedeutsame Investitionen in die Zukunft unserer Kirchengemeinde vorzunehmen“, betont der Pastor.

Daher wird jetzt aktuell das Gemeindehaus saniert. Durch Eigenmittel und Zuschüsse ist es möglich, die rund 200.000 Euro teure Komplettsanierung im Innenbereich vorzunehmen. „Seit 1980 ist im und am Gemeindesaal nichts mehr gemacht worden. Er ist schlichtweg in die Jahre gekommen.“ Das sei die Ausgangslage. „Und wir haben über vier Jahre beraten, geplant und gerechnet, ob und wie wir das Vorhaben realisieren können.“ So sei das freiwillige Kirchgeld über mehrere Jahre genau dafür angesammelt worden. Auch das Kirchengeld dieses Jahres werde in voller Höhe in das Vorhaben vor Ort fließen, in dem wichtige Teile des Gemeindelebens für alle Generationen stattfinden.

Trotz aller Probleme müsse der Blick nach vorne gerichtet werden. „Wir müssen tun, was getan werden muss, um weiterhin ein besonderer Anziehungspunkt für die Menschen zu bleiben.“ Darum werde als nächstes auch in die Gebäudefront des Kirch Cafés und die Sanierung der Kirchscheune investiert. „Wir nehmen die veränderten finanziellen Bedingungen an, aber wir resignieren nicht. Im Gegenteil: Meinerdingen soll und wird lebendig bleiben“, ist Thomas Delventhal optimistisch.

Eckard Schulz